Die Wilhelm-Furtwängler-Gesellschaft erinnerte am 15. September 2024 in der Berliner Universität der Künste an Wilhelm Furtwängler, der am 30. November 1954 starb. Wolfgang Schreiber, Musikjournalist und Autor der "Süddeutschen Zeitung", hielt einen Vortrag zur Bedeutung des Dirigenten, den wir mit freundlicher Genehmigung des Autors hier nachdrucken.
Henning Smidth schreibt im Vorwort zu der von ihm herausgegebenen Ausgabe der Furtwängler'schen Dirigierpartitur von Schumanns Vierter Symphonie u.a.: "Furtwänglers guter Freund, der Schweizer Klarinettist Antoine de Bavier, fertigte eine genaue Kopie der Partitur des Dirigenten an. Diese befindet sich jetzt in den Händen des deutschen Geigers und Dirigenten Michael Kuen. Er ist ein großer Bewunderer von Wilhelm Furtwängler, und wir fanden bald heraus, dass die Veröffentlichung dieser Partitur für alle Bewunderer von Furtwänglers Kunst von großem Interesse sein würde."
Die Partitur können Sie zum Preis von 90 DKK, etwa 12 Euro hier: william dam Verlag unter dem Stichwort ISBN 9788794037259 erwerben.
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Ebenfalls von Henning Smidth herausgegeben erschien die Partitur der Fünften Symphonie von Bruckner. Furtwängler hat diese Symphonie insgesamt 28 Mal dirigiert, zum ersten Mal 1919 in Mannheim, zuletzt 1951 in Berlin. Als Partitur diente ihm zunächst der Erstdruck aus dem Jahr 1896, später benutzte er ausschließlich die Ausgabe von Robert Haas. Die vorliegende historische Partitur ist ein Geschenk der Witwe des Dirigenten, Elisabeth Furtwängler, an die nicht mehr bestehende Wilhelm Furtwängler Society of America und ihren Präsidenten Dade Thieriot.
Auch diese Partitur wird von dem dänischen william dam Verlag zum Preis von 90 DKK, etwa 12 EURO, vertrieben. Bei Bestellungen geben Sie bitte den Titel "Wilhelm Furtwängler's score" oder die ISBN "9788794037303" in das Suchfeld ein.
Die Wilhelm-Furtwängler-Gesellschaft trauert um ihren langjährigen Schatzmeister Dr. Gerhard Mues, der am 5. April 2024 im Alter von 88 Jahren starb. Der gebürtige Berliner studierte Pharmazie an der FU Berlin, wurde promoviert und war lange als Apotheker in Berlin-Schöneberg tätig. Der intellektuelle Vater gab sein Interesse an der klassischen Musik an die Kinder Gerhard und Ingeborg weiter. Im Mues'schen Haus gab es ein Grammophon und eine stattliche Schallplattensammlung. Ein Lieblingswerk des jungen Gerhard war Mozarts Requiem.
Gerhard Mues gehörte 1976 zu den Gründungsmitgliedern der Gesellschaft der Freunde Wilhelm Furtwänglers, die sich später in "Wilhelm-Furtwängler-Gesellschaft" umbenannte. Er und seine Mitstreiter waren unermüdlich auf der Suche nach Dokumenten und noch nicht veröffentlichten, hochwertigen Konzertmitschnitten der Berliner Philharmoniker mit Wilhelm Furtwängler. Die fanden sich überwiegend in den Archiven der Berliner Sender SFB und RIAS. So erschienen in den 1980er- und 1990er-Jahren Aufnahmen in einer zufriedenstellenden Gestalt, anfangs auf Langspielplatten, dann auf Compact Disc. Ohne das Bemühen der Berliner Furtwänglerianer wäre so manche wertvolle Aufnahme sicher erst spät veröffentlicht worden. Gerhard Mues war außerdem von 1979 an Mitglied der Otto-Ackermann-Gesellschaft bis zu deren Auflösung im Jahr 2009.
Sein Amt als Schatzmeister der WFG gab Gerhard Mues 2018 aus gesundheitlichen Gründen auf. Er blieb der Furtwängler-Gesellschaft jedoch verbunden und nahm Anteil an ihren Aktivitäten. Leider nahm seine Beweglichkeit stark ab, zusätzlich hatte er in den letzten Jahren Probleme mit seiner nachlassenden Sehkraft.
Wilhelm Furtwänglers Repertoire bestand im Wesentlichen, doch nicht ausschließlich, aus Musik der Klassik und Romantik. So hat er auch Werke des 20. Jahrhunderts und Musik von Komponisten seiner Zeit zur Aufführung gebracht: Genannt seien nur Béla Bartók, Boris Blacher, Ferruccio Busoni, Paul Hindemith, Artur Honegger, Sergej Prokofjew und Igor Strawinsky. Und immerhin wurden in Furtwängler-Konzerten der Berliner Philharmoniker auch vier Werke von Arnold Schönberg (Pelleas und Melisande, Verklärte Nacht, Variationen für Orchester und die Fünf Stücke für Orchester) und das Violinkonzert von Alban Berg gespielt.
Eine besondere Rolle spielten die Variationen für Orchester op. 31 von Arnold Schönberg, ein Schlüsselwerk der Neuen Musik und auch des Komponisten. Vor 95 Jahren, Anfang Dezember 1928, brachte Wilhelm Furtwängler die Variationen mit den Berliner Philharmonikern zur Uraufführung. Die Proben waren turbulent, die Uraufführung geriet letztlich zu einem Fiasko. Wie es dazu kam, schildert Volker Tarnow hier.
2007 erschien das umfangreiche Buch "Zeitschichten: Magnetbandtechnik als Kulturträger", eine Chronologie von ersten, präzisen Ideenskizzen aus dem 19. Jahrhundert bis zu Digitalsystemen zur Ton- und Bildaufzeichnung nach 2000. Es avancierte bald zum Standardwerk für Fachleute, Archive sowie Musikinteressierte und Sammler von Magnetbandgeräten. "Zeitschichten" erschien, als die Zeit der Magnetbandspeicher im Großen und Ganzen vorbei war. So verfiel eine Technik, die von 1950 bis 2000 in Rundfunk- und Fernsehanstalten, Film- und Schallplattenstudios dominierte, bei wissenschaftlichen Expeditionen unentbehrlich war - die Symbiose der aus chemischen Produktionslinien stammenden Informationsträger mit feinmechanischen Transport- und Laufwerken. Festplatten, Solid State Disks (SSD) oder USB-Sticks haben diese Aufgaben übernommen. In einem halben Jahrhundert ist ein beachtlicher Teil unseres kulturellen Erbes auf Magnetbändern gespeichert worden. Geschichte und technische Details sollen nicht verlorengehen.
Dreizehn Jahre nach dem ersten Erscheinen des Buches legten die Autoren 2020 eine erweiterte und überarbeitete vierte Auflage der "Zeitschichten" vor. Dabei kamen bislang kaum bekannte Tatsachen zu Tage - darunter, dass Wilhelm Furtwängler zum ersten Nutznießer der Hochfrequenzvormagnetisierung wurde (dem ersten und insgesamt erfolgreichsten Verfahren der Dynamik-Ausweitung in der Tonbandtechnik). Das 771-Seiten-Buch im DIN-A4-Format steht jetzt zum Download zur Verfügung. Wir danken Friedrich Engel und der Gesellschaft der Freunde der Geschichte des Funkwesens e.V. (GFGF, www.gfgf.org), die das Buch hier als pdf bereit hält: